Ein ganz normaler Tag im Sommer
Text und Bilder: Kathleen Brehme
Die enorme Flüchtlingswelle aus dem letzten Jahr ist allen noch in Erinnerung. Auch Merseburg und Umgebung stand vor der großen Aufgabe, diesen Menschen ein Dach über den Kopf zu geben. Aber damit ist es nicht getan. Die Menschen sind angekommen in einem fremden Land, dessen Sprache man nicht spricht, wo man die Gepflogenheiten und vieles mehr nicht kennt. Wie findet man sich da zurecht? Geflohen wird aus unterschiedlichen Gründen. Kriege, Hunger, Armut, Elend, Klimakatastrophen, Diktaturen und vieles andere mehr brachte diese Menschen in eine verzweifelte Lage, deren Ausweg nur noch das Verlassen der Heimat war. Unter diesen Menschen befinden sich auch viele Kinder und Frauen. Fazit ist, mit Sicherheit flieht keiner freiwillig und ein Neuanfang ist immer schwierig, und in einem fremden Land noch schwieriger. Viele freiwillige Helfer*innen und Institutionen nahmen sich dieser Situation und damit diesen Menschen an. Auch der Evangelische Kirchenkreis Merseburg stellte und stellt sich dieser Herausforderung. Anliegen ist es, mit Flüchtlingen in Kontakt zu kommen und sie zu unterstützen. In der Begegnungsstätte in Merseburg versucht man, eine geschützte Atmosphäre zu bieten, in der man die Möglichkeit erhält, etwas Neues zu lernen. Des Weiteren werden Hilfestellungen im Alltag und bei behördlichen Belangen gegeben. Wenn wir ehrlich zu uns selbst sind, waren auch wir schon mit dem einen oder anderen Formular von irgendeinem Amt oder einer Behörde überfordert. Das Angebot des Evangelischen Kirchenkreises Merseburg reicht von Beratung, Begleitung, sprachlicher Qualifizierung, Gesundheitshilfen für kranke Flüchtlingsfrauen und spezieller Unterstützung von schwangeren Frauen und Müttern mit minderjährigen Kindern bis hin zu Kursen und Ausflügen. Durch Zufall hatte ich am 14. September 2016 die Möglichkeit, einen Nachmittag beim Internationalen Frauencafé zu verbringen. Schon bevor es richtig losging, wurden anstehende Probleme und Anfragen bezüglich Wohnraum, Ämtern oder ärztlicher Betreuung geklärt. Währenddessen trafen die Frauen unterschiedlichster Nationalitäten mit ihren Kindern ein. Da ich weder arabisch, syrisch oder ähnliche Sprachen spreche, war ich anfangs einfach stiller Beobachter. Denkste – diese Frauen begrüßten mich sehr freundlich, fragten, wie es mir geht, und ob ich das erste Mal hier sei. Schnell kam ein Gespräch in Gang und auch die Kinder zeigten sich sehr interessiert. Auf Grund des schönen Wetters zogen wir es vor, diesen Nachmittag nicht in den Räumen der Begegnungsstätte zu verbringen, sondern in den Merseburger Schlosspark zu gehen. Gesagt getan. Da eine der ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen verhindert war, hatte Frau Groß alle Hände voll zu tun. Da noch kein Kaffee oder Tee gekocht war, übernahm ich kurzentschlossen diese Aufgabe. Nur Zucker gab es nicht. Doch Zucker gehörte für die Teilnehmerinnen einfach zum Tee dazu. Den konnte ich zum Glück in einem nahegelegenen Hotel „ausleihen“. An diesem Nachmittag erlebte ich Frauen, die ganz entspannt im Schatten auf der Wiese oder den Bänken saßen. Sie tauschten sich über ganz Alltägliches wie Schule, ihre Deutschkurse oder den anstehenden Sportkurs aus. Die Kinder spielten alle gemeinsam oder malten. Ich war angenehm überrascht, da es sehr ruhig zuging und immer freundlich war. Am Ende räumten alle gemeinsam diesen genutzten Platz wieder auf, nachdem Frau Groß noch einmal das Muss voranstellte. Nachdem Alles zusammengepackt war, ging es zurück zur Begegnungsstätte.
Als ein kleines Mädchen auf dem Weg eine Blume pflückte, entschuldigte sich die Mutter mit verstohlenem Blick bei mir. Und zeitgleich sagten wir: Es sind eben Kinder!
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