Ein Haus mit vielen Geschichten – ein Haus für alle
Text: Anke Arlt
Die ursprünglich als Kindergarten genutzte Einrichtung liegt ruhig, fast idyllisch schon, in einem Wohngebiet unweit der Merseburger Innenstadt. Aktuell wird das Haus als offener Treffpunkt genutzt – und das nun schon seit mehr als 21 Jahren.
Auch am Tag meines Besuches steht die Eingangstür offen und lädt zum Eintreten ein. Im Haus selbst ist es recht ruhig. Das liegt unter anderem daran, dass im oberen Stockwerk gerade ein Sprachkurs Deutsch für Zugewanderte läuft. Die Volkshochschule Merseburg nutzt die sehr gut ausgestatteten Räumlichkeiten für ihre Kurse. Da diese jedoch nicht von Zugewanderten ohne Aufenthaltsstatus besucht werden können, werden offene Sprachkurse ehrenamtlich organisiert, um ihnen das Lernen der deutschen Sprache zu ermöglichen. Außerdem können sie so in der neuen Stadt erste Kontakte knüpfen, sich zurechtfinden und wohlfühlen, denn es wird eben nicht nur die deutsche Sprache vermittelt, sondern alltägliche Themen wie die deutsche Mülltrennung oder das Kaufen von Zugtickets erklärt, mit dem Ziel, das Leben in Deutschland einfacher zu gestaltet.
Auch für junge Zugewanderte werden Sprachkurse angeboten. Hier können vor allem Kinder und Jugendliche aus Syrien die arabische Sprache lernen. Da diese jedoch in den Ferien nicht stattfinden, entwickelte sich die Idee, offene Ferienaktionen anzubieten. Dreimal in der Woche gibt es also nun verschiedene Thementage, an denen Kinder und auch Kindergartengruppen teilnehmen können.
Bei meinem Besuch gab es einen kleinen Wasserparcours, wo die Kinder einer nahegelegenen Kindereinrichtung bei strahlendem Sonnenschein und angenehmen Temperaturen ausgiebig im und mit Wasser patschen konnten. Die eigens hergestellten Schwamm-Boote schipperten währenddessen gemütlich im lauen Lüftchen.
Gepatscht werden konnte auch mit dem Oobleck. Das ist eine faszinierende Sache, denn man kann mit dieser nicht-newtonschen Flüssigkeit allerlei erstaunliche Dinge erleben. Die Masse hat nämlich die Eigenschaft, hart zu werden, wenn man Druck auf sie ausübt, um schließlich ohne Druck wieder flüssig zu werden. Das konnten die Kinder live und in Farbe ausprobieren. Die Zusammensetzung ist übrigens ganz einfach: Maisstärke mit Wasser.
Sowohl Kreativität als auch Geschick waren an der zweiten Mitmachstation gefragt. Hier konnte gemeinsam mit einer Mitarbeiterin des Mehrgenerationshauses handgeschöpftes Papier hergestellt werden. Zunächst wurden dazu Papierschnipsel in reichlich Wasser aufgelöst, damit ein Papierbrei entstehen konnte. Dieser wurde dann mit dem Papierschöpfrahmen zu bunten Papierblättern geschöpft. Aber Vorsicht: nicht zu wenig Papierbrei schöpfen, sonst reißt das Papier!
Die Seifenblasenstation lockte unterdessen auch so einige Kinder an. Die Seifenblasen konnten richtig groß aufgeblasen werden und sogar in die Hand nehmen konnte man sie.
Sollte es in den Sommerferien doch mal schlechteres Wetter und der grün bewachsene Außenbereich nicht nutzbar sein, bietet das Mehrgenerationenhaus auch genügend Indoor-Möglichkeiten. So könnten zum Beispiel Märchen im speziell eingerichtetem Märchenzimmer gespielt, allerlei Bastelarbeiten am großen Basteltisch gemacht oder einfach Kaffee bzw. Tee im Café Connect getrunken werden, denn der offene Treffpunkt bietet Ruhe zum Verweilen und zur kleinen Plauderei.
Ich habe an diesem warmen Sommertag viel vom Merseburger Mehrgenerationenhaus gesehen, ich habe viele Geschichten und Kinderlachen gehört und ich konnte merken, dass viel Einsatz und Ehrgeiz von denjenigen aufgebracht wird, die sich hier einbringen und so vieles ermöglichen.
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